"Die Schlauchwasserwaage ist so genau, dass man mit der die Erdkrümmung messen kann."

Ein Gespräch mit Björn Donner, Maurer der Firma Klinker Kuntz

Interview: Christian Gottwalt / Fotos: Gabriela Neeb

Herr Donner, wie lange reicht der Klinkervorrat – jetzt, wo wegen Corona nicht immer geliefert werden kann?

Ach, der reicht bestimmt noch zwei Wochen.

 

Stimmt es, dass die Ziegelsteine von Hand gemischt werden müssen? Wie funktioniert das?

Hier stehen vier Paletten, so wie sie angeliefert werden. Von den vier Paletten stapeln wir die Ziegelsteine auf eine leere Palette um. Wenn man genau hinsieht, erkennt man die Farbunterschiede. Diese hier ist ziemlich rot und die da drüben eher gelb. Wir mischen die Steine aus mindestens drei, vier Paletten zusammen, sonst bringt das gar nichts.

 

Wie geht es dann weiter?

Die gemischten Paletten werden dann dem Maurer so hingestellt, damit er sie gleich vermauern kann. Der Kran hebt sie hoch aufs Dach. Dann werden die Steine umgesetzt, auf die Schubkarre. Mit der fahren wir auf dem Dach weiter.

 

Ihr Unternehmen kommt aus Ilmenau – Ihre Maurer auch?

Nein, die kommen aus Polen, Rumänien und aus der Ukraine. Wir haben eigene Mitarbeiter, aber auch Subunternehmer.

Björn Donner, Maurer der Firma Klinker Kunzt, Ilmenau / © Gabriela Neeb
Wir Maurer sind Multikulti und verstehen uns, notfalls per Hand.
© Gabriela Neeb

Wie überbrücken Sie die Sprachbarriere? Sprechen Sie Polnisch?

Nein, wir Maurer sind Multikulti und verstehen uns, notfalls per Hand. Einer im Trupp ist immer dabei, der ein bisschen Deutsch kann.

 

Wie groß ist so ein Trupp?

Vier oder fünf Arbeiter. Einer schneidet die Steine, einer bringt Mörtel, einer die Steine. Damit die, die mauern, auch nur mauern können. Die müssen nichts weiter machen. Hier drüben ist das Schneidelager. Eine Kreissäge mit Wasseranschluss, damit es nicht so staubt. Und die Stapel hier, das sind halbe Steine, Drittelsteine, Viertelsteine.

 

Mit welchen Werkzeugen arbeitet ihr? Gibt es noch Senklot und Schnur?

Wir stellen Metallstangen hin, um die senkrechte Achse festzulegen. Auf diesen Lotstangen wird jede Lage mit Bleistift markiert. Wir müssen uns ja wieder treffen.

Das ist schon ein kleines Kunstwerk. Und dann die vielen Rundungen und Bögen.

Wie meinen Sie das – treffen?

Wenn wir eine Lage Steine um den gesamten Bau ziehen, müssen wir uns hier vorne wieder exakt treffen. Dass eine Lage verschwindet, das gibt es nicht. Und das ist bei einem Bau dieser Größe schon eine Herausforderung.

 

Wie bewältigen Sie die?

Mit einer Schlauchwasserwage. Die ist so genau, dass man mit der die Erdkrümmung messen kann. Heutzutage ist sie elektronisch, sodass man sie auch alleine bedienen kann. Früher brauchte man zwei Leute, die jeweils ein Ende des Schlauchs an die Wand gehalten haben, um die gleiche Höhe zu markieren.

 

Was sagen Sie zur Qualität der Steine?

Sie sind recht weich. Und sie werden ohne die senkrechte Fuge gemauert, das gefällt mir nicht so. Die haben nur eine waagerechte Lagerfuge. Normalerweise machen wir Mauerwerk im Wilden Verband. Das ist Geschmackssache, da ist jeder anders. Weil die Steine nicht winkling sind, müssen die Maurer sie hinten abhacken, damit man sie auf Stoß setzen kann. Schauen Sie hier, die Ecke, die sich hier so ausbeult: die muss abgeschlagen werden, damit der Stein passt. Das ist ja fast schon Kunst. Allein die Fensterstürze, wie sie rausgetreppt sind, schräg nach oben… Ja, das ist schon ein kleines Kunstwerk. Und dann die vielen Rundungen und Bögen.

 

Wieviele Arbeitsstunden stecken von Ihnen in der Baustelle?

Eigentlich sollten wir längst fertig sein.

 

Ihr seid hinter dem Plan?

Wir nicht. Alle andern! Hier zum Beispiel müssen wir warten, weil die Wasseranschlüsse noch nicht da sind.

 

Ihr drückt also eher auf die Tube?

So ist es.

 

Was ist das Schlimmste, das passieren kann?

Regen. Wenn jetzt hier das Wasser runter laufen würde und der Mörtel seine Linien zieht, das kriegt nie wieder jemand sauber.